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von **hanne** » 12. Nov 2010, 09:14

Oh jaaa, bitte unbedingt weiter erzählen!!! Mir ist bei Videos von ihm auch schon aufgefallen, dass er völlig in sich zurückgezogen aussieht, wenn er in der Menge steht und Autogramme gibt. Manchmal wirkt er richtig schüchtern.

von **Anzeige** » 12. Nov 2010, 09:14

von **Dahika** » 12. Nov 2010, 10:12

Ne, schüchtern ist nicht das richtige Wort. Dann würde ihn eine Aura von Ängstlichkeit umgeben. Ralph Fiennes kann schüchtern wirken, Alan nicht.
Ich war sehr neugierig auf den "Menschen" Alan, wollte wissen, welche Atmosphäre ihn umweht, welche Ausstrahlung er privat hat. Diese unbenennbare Atmosphäre kann einem ja mehr über einen Menschen erzählen als das, was er einem ins Ohr bläst. (Ich bin Psychologin und interessiere mich daher für diese sog. 5 Sekunden-Diagnostik). jedenfalls war ich sehr gespannt darauf. Und musste feststellen...an der Stage Door war sie nicht vorhanden. Denn er, der Mensch Alan, ist gar nicht vorhanden. Draußen steht nur sein Job-Selbst, das mehr oder auch manchmal auch weniger gutmütig seine Arbeit macht und nichts weiter. Von sich selbst, von dem Menschen Alan R. lässt er nichts raus. Als Schauspieler kann er das vermutlich auch gut kontrollieren. Vielleicht, wenn er ärgerlich wird, wenn man ungefragt einfach drauflosknipst, sieht man ihn selbst. Aber sonst nicht. Mit seinen Kollegen zusammen, wenn er sicher vor seinen Fans ist, kommt er als unprätentiöser Mensch rüber, der jedoch weiß, was er will. Schüchtern? Nein! Mit beiden Beinen auf der Erde stehend und solide: ja.
Ich habe es deutlich beim letzten Verbeugen am letzten Abend gesehen. Er hat sich zusammen mit seinen Kollegen dreimal verbeugt. Beim dritten Mal schon konnte man beobachten, wie er selbst sich verabschiedete und nur noch das Jobselbst vorhanden war. Beim dritten Verbeugen war sein Lächeln mechanisch und hat nicht mehr die Augen erreicht. Allerdings kann es auch daran gelegen haben, dass am Samstag Abend neben uns ein paar Mädels gesessen haben, die ihm nach der Vorstellung eine Standing Ovation gaben. Lautstarkes Johlen. Ich war irritiert, weil es so unpassend war, und dachte: "Was soll das denn? Er gehört doch nicht zu einer Boy Band." Ich konnte auch sehen, dass es ihn und seine Kollegen ebenfalls irritierte. Also mit überströmendem Beifall á la Tokyo Hotel sollte man ihm besser nicht kommen! Das mag er sichtlich nicht.
Die Geschichte meines Haikus...

ich bin ja ehrgeizig und eine Jägerin. Es war mir klar, dass man beim Autogrammeschreiben höchstens ein mechanisches, blickloses Lächeln bekommt. Das wollte ich aber nicht. Dann lieber kein Autogramm. Ich habe mir also überlegt, wie ich den Mann aus der Reserve locken kann. Mit Lob und Anbetung...ne. Das ist er gewohnt - Gähn - und reagiert dann auch gewohnt mechanisch. Verdammt, es ist mein Beruf, Menschen aus der Reserve zu locken. Mache ich jeden Tag mit meinen Patienten. Das musste ich doch nutzen können. Ich wusste also, ich musste etwas tun, womit er nicht rechnet. Denn dann kann er nicht einfach automatisch reagieren und selbst gar nicht da sein. Also habe ich mir überlegt, was ich machen kann, um eine Abwehr zu unterlaufen. Es musste gutes Benehmen sein und nicht aufdringlich, denn ich wollte ja keine bösen Blicke ernten, aber trotzdem mal was Neues.
Ich verschenke oft Haikus. Ein Haiku ist eine japan. Gedichtform. Das Gedicht besteht aus drei Zeilen, mehr nicht und aus einer festgelegten Anzahl von Silben. In der ersten Zeile stehen 5 Silben, in der zweiten Zeile 7 und in der letzten Zeile wieder 5 Silben. Um ein richtig gutes Haiku hinzukriegen - aber irgendwie werden sie alle gut! - muss man etwas meditieren, weil man den Sinn, die Essenz dessen, was man sagen will, sehr verdichten muss. Man muss die Atmosphäre hinkriegen. In einem anderen Forum habe ich vor kurzem mal ganz schnell ein Haiku geschrieben, vielleicht verdeutlicht das, was ich meine:

Herbst. Blätter fallen
Nebelschwaden steigen auf
Ich suche Ruhe.

Ich habe also gedacht: ich frage ihn nicht um ein Autogramm, sondern ich schenke ihm ein Haiku. Hab lange darüber nachgedacht und herumprobiert, denn es musste ja auf Englisch sein (er kann übrigens Deutsch!). Das war mit den Silben nicht so einfach...
Jedenfalls, als etwas Ruhe mit dem Autogrammeschreiben eingekehrt war, trete ich auf ihn zu und reiche ihm meinen Zettel mit dem Haiku. Bevor ich aber etwas sagen kann, nimmt er mir den Zettel - auf Autopilot geschaltet - ab und will ihn unterzeichnen. Ich war völlig entsetzt...mein schöner Plan! Ich grabsche ihm also förmlich den Zettel wieder aus der Hand und rufe total indigniert: "No! That´s for you. I made you a Haiku." Und für eine Sekunde hatte ich ihn, den wahren Alan. Autopilot war abgeschaltet. Er war ehrlich (angenehm?) überrascht und sagte: "Oh, a Haiku, thank you."
LEIDER bin ich danach in akute Bewusstlosigkeit gefallen und habe nicht mehr mitgekriegt, was er damit gemacht hat. Hat er es achtlos dem Ordner in die Hand gedrückt (zum Entsorgen), hat er es sich selbst in die Tasche gesteckt? Keine Ahnung. Der Augenblick war für immer vorüber. :cry:

Am nächsten Tag habe ich mir dann doch mein Autogramm geholt. Er hat mir mein Borkmanbuch unterschrieben. Auf diese Seite hatte ich auch meine Haiku-Versuche hingekritzelt. Wenn er nicht wieder total auf Autopilot gewesen wäre - das war der Freitag gewesen, wo er etwas schlecht gelaunt war oder es eilig hatte - hätte er das eigentlich sehen müssen. Hat er aber nicht. Er hat achtlos seinen Friedlich Wilhelm zwischen die Haikus gequetscht...
Was heißt das? Mein schönes Haiku verschimmelt also vermutlich irgendwo im Altpapier. :cry:

(naja, vielleicht auch nicht. Ihc werde es nie erfahren!)
Ich werde mir aber wohl die Mühe machen, eine Analyse seiner Rolle, bzw. des charakters, den er gespielt hat, zu machen und ihm zu schicken. Vielleicht interessiert es ihn ja. Es gibt da eine Szene, die nur eine Sekunde gedauert hat, auf die ich abheben will. Er, also Borkman, sagte rel. gleichgültig, dass er seinen Sohn Erhardt seit Jahren praktisch nicht gesehen habe. Dabei verschatten sich Alans Augen etwas und sein Mund spannt sich schmerzlich an. Ganz leicht nur, in den hinteren Reihen konnte man das sicher nicht sehen.
Als Therapeutin hätte ich am liebsten das Stück unterbrochen und gesagt: "Was ist jetzt. Spür da mal nach..." In dem Augenblick hat er nämlich - auf einer vorbewussten Ebene freilich! - Trauer und Schuldgefühle empfunden wegen seines verschwendeten Lebens.
Schön war´s. Wenn das Stück länger als nur sechs Wochen laufen würde, dann würde ich sicher noch mal hinfliegen wollen. Jedenfalls ist mir klargeworden, dass man sich (gute) theaterstücke immer mehrmals anschauen sollte, da sie jedesmal anders sind. Der Text ist derselbe, die Handlung ist dieselbe, und doch ist es anders.

Ach so, was noch lustig war: Am Samstag ist er noch lange in der Theaterbar geblieben, um mit Freunden zu palavern. Da hatte er auch sichtlich gute Laune. Er war dort ein sehr expressiver Mensch und redete mit Händen und Füßen. Und das als Engländer...
Jedenfalls als er gehen wollte - um Mitternacht - hat er ganz energisch sein Jackett geschlossen. Seinen geliebten obersten Knopf.Ich hätte mich totlachen können. Das sieht so unmöglich aus! Dadurch dass das Jackett dann unterhalb dieses Knopfes aufklafft, scheint sich sein Bauch vorzuwölben und sieht dadurch viel runder aus als er in Wirklichkeit ist. In Wirklichkeit ist er nämlich durchaus schlank. Wenn er den richtigen Knopf wählen würde, würde der Bauch überhaupt nicht auffallen. Ich mein, er muss doch wissen, welchen Knopf man schließt. Aber es scheint ihm komplett wurscht zu sein !!!!

Wir waren von Donnerstag bis Sonntag da. Am Mittwoch war Ralph Fiennes in der Vorstellung. Als ich das erfahren habe, hätte ich am liebsten meinen Kopf in den Kunstschnee gelegt und gestöhnt. Ich habe ihn verpasst...meine immerwährende Nummer 1, die große (virtuelle) Liebe meines Lebens. Na ja, wer weiß, wozu es gut war. Ich hätte einen Infarkt bekommen. Aber trotzdem... :cry:

von **BONNY** » 12. Nov 2010, 20:04

Alles in allem war es eine schöne Zeit in Dublin, unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Wir haben nicht nur ein Autogramm von Alan Rickman sondern von allen Schauspielern bekommen. Fiona Shaw hat uns auch in ihren Bann gezogen, sie ist eine hervorragende Schauspielerin. Ihr bin ich noch auf der Straße begegnet, nach einer Vorstellung kam sie neben der Stage Door aus einer Nebentür heraus, die Arme war schwer erkältet und hat ihr gehuste provimäßig
in das Stück eingebaut, da es im Winter spielt. Wir erkannten uns, sie hatte es aber eilig und hinter ihr war die Fanmeute von Alan. Sie erschrak als sie mich sah, meinte wohl ich würde losschreien, schaut hier ist Fiona, aber ich nickte ihr nur freundlich zu, sie lächelte mich an und rannte dann förmlich über die Straße und war in der Menge verschwunden.
Zu Alan, da habe ich mir mein eigenes Bild machen können, er ist so wie man sich ihn vorstellt, ein netter,liebenswürdiger, freundlicher gut aussehender englischer Gentleman.
In seinem Beruf ein Provi und er weiß was er will.

Zu Dublin, wer mal eine andere Großstadt kennen lernen möchte sollte diese Stadt mal besuchen, einfach nicht übertrieben, die Leute unheimlich herzlich, hilfsbereit und nett. Zu sehen an Sehenswürdigkeiten gibt es viel und es gibt ein Busprogramm das Hop on Hop off heißt, der Bus fährt 22 Sehenswürdigkeiten an, man kann dort aussteigen was einen interessiert und wieder weiterfahren zur nächsten Sehenswürdigkeit, weil alle halbe Stunde einer dieser Busse an der Haltestelle steht.
Temple Bar das Vergnügnungsviertel da sollte man mal in das Oliver ST Gogarty Pup gehen, unten läuft super Musik und im ersten Stock irische Volksmusik, hat Wochentags bis 2.30 offen und am Wochenende länger. Wir waren 2 mal dort, unter der Woche und am Samstag. An Klausthrophobie sollte man nicht leiden, der Laden war immer proppen voll, eng und höllisch laut, aber eine bomben Stimmung und man wird irgendwann mal heiser, entweder vom Singen oder Schreien, denn anders kann man sich nicht Unterhalten. Guinnes Bier schmeckt gar nicht mal so schlecht und das irsche Essen ist gut.

Zum Schluß, weder im Thater oder in der Theaterbar durfte man Photos machen, man hätte einen Rauswurf riskiert und an der Stage door wollte ich nicht photografieren, kam mir blöd vor, genauso als ich mir das Autogramm holte dachte ich mir du hast nen Vogel und der arme Mann wird angesabbert von seinen Fans wie eine Sensation im Zoo.

Noch Fragen zu irgend einem Thema ?

von **ankeb** » 12. Nov 2010, 20:59

Ach ja, Dublin, da würde ich auch einmal ganz gern hin. Meine Eltern waren 1982 dort, die beiden fanden es auch ganz toll, ganze zwei Wochen waren sie dort. Sie haben sich einen Wagen gemietet und sind quer durch Irland gefahren. Irgendwann fahre ich auch mal nach Irland, jedenfalls versuche ich nächstes Jahr wieder nach London zu kommen.

Das ihr beiden nach Dublin gefahren seit um Alan einmal auf der Bühne zu sehen, finde ich einfach super.
Alan gegenüber, hätte ich mich genauso wie ihr verhalten.
Eure Geschichte finde ich richtig toll, zu zweit macht das ja auch viel mehr Spass, fremde Städt zu erkunden und bekannte Männer unsicher zu machen. :mrgreen:

von **BONNY** » 12. Nov 2010, 22:46

Wie waren zu viert, dann haben sich noch zwei angeschlossen, eine Engländerin aus London und eine nette aus dem Kohlenpott.
War lustig erst bin ich in Dublin eingeschwebt und habe den Rest auf dem Flughafen eingesammelt, ich aus dem Schwarzwald, meine Freundin Dahika aus der nähe von Köln, Vanessa und ihre Freundin aus der nähe von Krefeld, die kamen nach mir angeflattert und ich sammelte sie ein :lol: